Alles muss raus (Die Zeitenwende)

Alles muss raus: Leute, kauft, kauft!

Wenigstens dies eine Mal!

Nach der Ladenschließung ist vor der Ladenschließung!

Alles muss raus, wirklich alles!

Der Restposten Anstand, der muss als Erster raus,

und hündisch folgen ihm Maß und Menschsein.

Alles, ja wirklich alles,

die Ängste und die Hoffnung und

das Nichtverstehen, die müssen alle

raus.

Aus der Dunkelheit ans Licht des Miteinanderredens

müssen die neu geboren werden, nicht nur, wenn die Metzgerei schließt.

Eine neue Sau braucht es, die durchs Dorf zu treiben ist,

die saustark und vital unsere Eisbeine auf Vorderschwein grillt.

Alles muss raus:

Auch Du musst raus an die frische Luft!

Abgestandener Muff muss raus, ersetzt durch frischrosmarinigen Duft.

Das dumme Gerede der Geldgepolsterten, das muss raus, aber auch:

der Geist, der stets verneint,

das Überhebliche, das Verbildete, der Hagestolz des Ungewaschenen, die vertrockneten Bibliotheken des toten Papiers:

Raus mit euch!

Nehmt eure verwahrlosten Texte und eure innere Leere,

euer Überkandideltsein, erkennt eure Sterilität

als den fruchtlosen Acker, der kaltwindüberweht Sehnsucht leidet.

Ich spendiere dem Zustand kein Ausrufezeichen – nein, das

spare ich mir auf für den alten Mann,

der die Preisschilder vergleicht.

Der Geist, der stets verneint, der muss raus.

Raus jetzt!

Día de Muertos, Tag der Lebenden, Zöpfe fallen.

Besser jetzt: Wer weiß, wie es geht?

Wer weiß, wie es besser geht,

der muss nun raus,

in Einheit mit der Welt:

Nichts kann bleiben:

Alles muss raus.

Stillleben vor dem Herbst

Auf dem Tisch zwei Äpfel,

Kerze verraucht.

Duschwasser rinnt. Tagelange Hitze

schweißtarnt den unsichtbaren Herbstriss

hin zum September.

Das Winterdunkel-entferne-Dich! kompensiert überreich

bald durch das Füllhorn sich ausschüttenden Jahres:

Gute Dinge kommen, glaub dran, gute

Dinge werden kommen, glaub einfach dran.

Artischockenblüten, Van Gogh, der Landschaftsgärtner

schneidet das heiße Gelb zurück nun, Lavendelsäcke

geschichtet gegen die Orangeflut des Sonnenuntergangs.

Burgen und Schlösser leuchten draußen gen Süden im Kalksturz.

Und wir? Wir gehen heim, immer nur heim.

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