
Auf dem Wasser

From Me To You With Love!
Sommerleuchtfeuer.
Erste Tropfen, Petrichor.
Hagelsalzstreuer –
eine gute Portion auf die Welt.
Horizont schon heller,
überlaufende Keller.
Platzregen, Tropfen springen.
Kanal schwillt an.
Straße Wildwasserkanustrecke,
Palmen hinter der Hecke,
hier im Monsun ohne Elefanten,
Sommerchampagner, Überdruck.
Korken fliegt zum Regenbogen,
dann Wetterleuchten, Blitz,
Petrichor, Petrichor, Blut
der Götter!
Nach dem großen Regen
kaum kühler, kommt die Nacht,
mit ihr kommt Wind auf,
die Bäume wiegen sich im Tanz,
dann in den grünen Schlaf.
Sommertage steigen immer noch im Wert
mit dem Goldpreis der untergehenden Sonne.
Augustabend warm wie Badewasser.
Der Erhabene spricht mit vorgehaltener Glutpistole
zum Land: Keine Bewegung!
Die Luft zeigt keine Regung.
Aus offenem Fenster hallt es:
And the wind cries Mary
Auf Terrassen erwärmen sich die Biere.
Rasenmähroboter weiden in Gärten
wie prähistorische Tiere.
Augustabend warm wie Badewasser.
Es geht die Prozession der Schwimmbadverlasser.
Aus altem Stereo zieht es herüber:
And the wind cries Mary
Die Nachrichten werden abgeräumt:
Die Reste von Straftaten und Amokläufen
und Kriegen, die beiden Verlierer der neuesten Schlacht.
Ihr Blick folgt den Wolken.
Sein Blick den Ameisen.
Sie legen ein Lesezeichen für heute in die Erzählung.
Dann wird es purpurblaue Nacht.
Standest einfach da,
sitzt zufällig mir gegenüber.
Vertieft in die Wischbewegung deiner Generation,
kennst selbst dich nur zur Hälfte;
jede Menge unentdecktes Gebiet auf so kleinem,
sonnengebräunten Raum.
Zeichnetest dich ab,
sommerlich deine Achselhöhle;
Träger, Restliches
mit einer Handbewegung;
Sonne schwitzt dich feucht,
doch du bleibst cool;
Sonne in deinen Haaren,
Schulter – Hühnerbeinchen
zum Fressen.
Als alle „Dschia“ sagten, auf dem Weg
ins Land der Zitronen,
alle, in deren Gärten heute andere wohnen.
Da war ein Garten, eine riesige schwarze Schreibmaschine
neben dem Mirabellenbaum.
Es gab ohne Internet genug zu schauen.
Es gab mich und ein leeres Blatt weißes Papier,
nicht vollständig leer, da waren Zeichen.
Schnurrbärte, Koteletten auf der strada del sole,
Hedonisten höchst ambivalent,
die Professoren wurden oder ihr letztes Hemd
tauschten gegen die letzte Chance,
gegen den letzten Ort.
Und wir fahren noch einmal in
Eleganz – Citroën Déesse, schwarze Göttin
der Hitze, sieh die Namen der Helden geschrieben
auf schmelzenden Asphalt, sieh das
Straßenschild weisen nach Montreux.
Und wir fahren so lange, so lange,
wir fahren bis heute ans
Grab des unbekannten Soldaten.
Das erste Licht.
Der erste Kaffee.
Die erste Motorsäge.
Die letzte Kühle der Nacht.
Der erste Rasenmäher.
Die erste Liebe.
Das erste Gedicht.
Das vierte Blaulicht.
Die erste Begegnung.
Die Luft flimmert schon.
Es riecht blau nach Feuerzeugbenzin.
Du steckst mich an.
Das Sonnenlichtmuster bricht
sich durch den Rollladen.
Ich überreiche es dir – mundgerecht.
Sonne an Flüssen,
Lachen auf Schiffen, auf Terrassen.
Du strahlst.
Einer ist wohl sympathisch:
Fotomacher, Porträtist
des Tischgeschehens,
Vermesser des Sommertages.
Symposiarch der Gedecke.
Du strahlst.
Überstrahlst
mit deinem Charisma.
Unwiderstehlich dein Mix
aus Jugend und Special Interest.
Es ist zu heiß, um Eis zu essen.
Zu heiß, um dich zu vergessen.
Es ist zu heiß zum Baden.
Heiß genug für Krämpfe in den Waden.
Es ist zu heiß, um auf flirrenden Straßen zu gehen.
Zu heiß, um klar zu sehen.
Es ist zu heiß, um zu denken.
Heiß genug, sich auch diesen Tag zu schenken.
Es ist zu heiß für die Journalisten, um zu schreiben.
Zu heiß, um noch am Boden zu bleiben.
Es ist zu heiß jetzt für Metaphern, die wie angegossen sitzen.
Heiß genug für schmelzenden Asphalt
und zerflossenes Lachen unter neuen Hitzen.
Canis Major!
Nacht von grandioser Majestät.
Wir neigen uns bis zu den Sandalen, dem
Sommerkleid.
Heimziehende Bacchanten wir,
Vulkans Hammerschlag formt
die Bronze der Nacht.
Das Blau wird still; es ahnt den neuen Tag am grauen Rand der Stunde Null;
wird violett und rosa, Glanz hinter sich lassend in
unseren Augen.
Das war es wert:
Wir haben uns und die Sonne gesehen.
Im Lokal kann die Temperatur lokal
etwas erreichen, auf den Thermometern,
in den Badehosen. Die Wahrscheinlichkeit von
Wetterereignissen steigt dramatisch,
auch du blickst schon seltsam.
Es ist heißer, als du es kennst und
heißer als du denkst.
Das Blau des Himmels am Tagesende
zerkocht zu Grau und prallen Feldern.
Edward-Hopper-Tankstelle an unserem Ortsrand,
warum mutiert sonst ungeliebter Benzindunst
zu Sommernachtskino?
Mustangs beim Stopp, auch große Pferde müssen mal,
eine Harley knattert davon in die Nacht,
frisst schmatzend die Dunkelheit wie eine Wildsau.
Springsteen-Tankstelle
nur für kurze Zeit.
In the heat of the Night
Fehlt jetzt nur noch, dass einer ein Saxophon bläst,
dass einer noch kokett mit auf das Bild will.
Was glaubt er nur von dem Mann,
der Sonnenblumen fotografiert?
Und Randy Newman spielt dazu Falling in Love,
you are falling in love,
maybe you are falling in love.