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Erste Schritte

Irgendwo

Märzsonne flimmert durch schmutzige Fenster

Licht brennt den Staub in die Möbel

Und irgendwo denkt vielleicht einer oder eine an dich

Der Winter will nicht weichen

Einer müsste die Wand mal streichen

Dich gibt es nur für keinen wie mich

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Aschermittwoch

Ackerduft, Konfettiregen,

Schneeglöckchen – Vorwegnahme

der Wiederauferstehung, krass übersonnt.

Uniformen-Kinderspiel voll Weisheit,

Masken und Felle

und Männer im Laubkleid.

Bacchanten – und dann:

Strenger Rahmen, grau,

geordnet, verascht und doch

farbig durchbrochen: Mondrian,

Hinterglasmalerei.

Ein Kirchenfenster im Sonnenaufgang,

ein Eliot-Gedicht:

These und Antithese,

glückliche Fahrt in ihrem Spiel:

osterwärts.

Aeromantist

Rotland, Gelbland, unter blauer Kuppel, schafbestanden.

Gold, das wir unter Blättern fanden.

In deiner Mitte halt ich inne, hörend,

bis noch der letzte Laut verhallt vor dem Herzschlag.

Wer streut Vogelpunkte in das blaue Zelt?

Breitet Schleier über die verdünnte Welt?

Der Sommer ist nun destilliert;

in der Mondkaraffe reift er betörend durch die helle Nacht.

Licht bricht sich in den Bäumen, nackten Ästen.

Auf den Wegen verstreute Farbenkästen.

Vom Maler nichts zu sehen:

außer einer Signatur in allen Dingen.

Winterwald

Schnee knirscht unter dir.

Stiller Moment, doch innen laut,

drüben Tierspuren schwach, Tanne blaut.

Specht hämmert

und es dämmert

fast schon wieder.

Durch Bäume flirrt das Licht,

Schnee sich um die Äste flicht.

Pfote, Spur, Feder, Gehäuse:

Sie habe ich im Wald erlernt.

Helles, kaltes Blau – Stufen von Grau.

Im Schatten dunkeln duftend Tannen.

Kopfnote von Harz

erstarrt im Wasserfall zu Quarz.

Der Wald macht sich zur Nacht bereit.

Ob es morgen wieder schneit?

Wie die Welt gebaut war

Wie die Welt gebaut war

wie sie einst geschaut war

in jungen Jahren

unermesslich, arglos, reich

Wie der Mensch gemeint war

wie er nicht verneint war

deine jungen Jahre

biegsam, sehnig, weich

Wie der Wein gedacht war

wie er ganz ohne Verdacht war

in legendären Jahren

Bernstein und Kirschen gleich

Wie dein Lachen gelacht war

wie es ohne jeden Verdacht war

in längst vergangenen Jahren

geträumt und wahr zugleich

Firenze

Grand Départ im Nebelmorgen:

Wir Jungtiere scharren im Dunkel mit den Hufen,

schütteln die Ketten wie Hannibals Elefanten

zur Sonne: da liegt sie

am Arno nach Süden, nach der Liebe.

Am Ponte Vecchio tanzt das Leben Lambretta,

Villoresi und Lampredotto vermählt

auf der Piazza.

So träume ich in Kampfer und Tinte

die vergangene Welt der Düfte.

Mach uns sprachlos!

Machst uns schlaflos:

prendiamo un caffè?

Zittrig in den Uffizien,

zehntausend Tauben

und Japaner und David:

David im lauten Hotel.

Wie in La Grande Bellezza:

Der Cinzano-Schriftzug erlischt im

Morgengrauen.

Flußwellen tragen sein Spiegelbild

neuen Tagen entgegen.

Sternsinger

Süßer Winterapfel, Weihnachtszweig,

weit gehen leere Straßen rund um stille Wasser.

Vogelschrei und Mistelzweig,

es dämmert fast schon wieder.

Glocken, Kreide, Segen hoch oben an der Tür.

Drei Gewänder, Myrrhe, Stern

kommen auch zu dir.

Neujahrsmorgen

Tageslicht blinzelt in Streifen

schon viel länger, als man dämmernd glaubt.

Menschenleer genug,

aus einem Bergsee einen Schatz zu heben

und damit ungesehen zu verschwinden

ins neue Jahr.

Im zarten Wintermorgen,

der wie neuer Frühling wirkt,

ist dieser Rauch noch eingewoben

vom Funkenregen einer Nacht,

aus der kommend bist du heute

in einem neuen Jahr erwacht.

Zwischen den Jahren

„Zwischen den Jahren“:

Was für ein Unsinn!

Jahr fügt an Jahr sich

ohne jeglichen Spalt.

Sinn find ich nur in deinen Haaren,

Hand schmiegt an Hand sich,

drüben leuchtet ein Baum.

So werden wir furchtlos,

so werden wir alt.